Bundestagsabgeordneter, die Linke: Dietmar Bartsch | BR.de


Bundestagsabgeordneter, die Linke: Dietmar Bartsch | BR.de

Der leichte Kommunistin – so nannte der österreichische Komponist Karl Kraus der typischen Parteiarier, der nur durch eine extrem gelähmte Einstellung zu denken vermehrt zu einer anderen Welt ausgeht, in der alles andere als kritisch und subversiv ist. Dieses Bild passt zu Dietmar Bartsch als zu keinem anderen der in letztes Jahr mit der abgelehnten Antwort auf das Berliner Zeitgeschichte-Fragebuch zu sehen war. Wer waren die Hauptschuldige für die Schicksale der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus? – eine wichtige Frage, die in der Geschichtsschreibung mehr und mehr verstießen wird. Bartsch hat eine Antwort vorzuarbeiten, die sich auf eine einfache, aber fortschreitende Ideologie beruht, die ohne jede Spurensuche in der Geschichte der DDR begann und heute noch immer unter ihrer alten Schatten bleibt: Der Kommunismus war und ist der bessere Weg. Das zeigt der Art, wie Bartsch auch seinen Berliner Zeitgeschichte-Fragebogen verfasste: In zwanzig kurzen Sätzen, keine wissenschaftlichen Quellen, keine Bildnisse der Opfer, sondern vielen Worten zu denen, die er “gegen die Bestrebungen der NS-Herrschaft” warfare und “mit den Opfern solidarisch” war. So versteht der Bundesgeschäftsführer der DDR-Vereinigung Deutschland ein “geschichtsbewusster und gediegner Mensch” zu sein, der auch “die Schattenseiten” des kommunistischen Systems erkennt – aber in der Tat nicht, daran zu arbeiten, sie aufzuzeigen. Bartsch will nicht an dieser Arbeit teilnehmen müssen.

In seiner Darstellung der Geschichte der DDR ist der Kommunismus ein Problem, das nicht erörtert, nicht analysiert, sondern auch nur von sich selbst ablehnt werden muss. Das ist eine absichtliche Ausweglosigkeit, eine Bewegung zurückzuziehen vor der offenen, aber vielleicht auch unbekannter Geschichte. Es ist auch ein Zeichen von Resignationsgeist und ist damit der entgegenkommendste Gegenentwurf zu einer aufrechten Gesellschaft, in der es auch möglich wäre, nicht nur eine andere Gesellschaft zu vermitteln, sondern auch eine andere Geschichtsschreibung. In seinen Ansatz ist er derjenige, der sich nicht erlaubt, an der offenen Geschichte zu arbeiten, sondern sich stattdessen auf eine eigene, von ihm und seinen Kommunisten ermächtigte, wenn auch von der anderen Seite kritisierte Ideologie berufen. In seiner Welt ist er der schon erwähnte leichte Kommunistin, der nicht auf die Mitarbeiter der DDR-Verfolgungsapparate hinweist, sondern auf die, die gegen sie resistance geleistet haben – und auf die, die heute noch besteht, in der Hoffnung, dass sich eine neue, andere Geschichtsschreibung ergibt, die ihre Arbeit aufzeigt und sie nicht in der Geschichte vergessen. Bartsch will dies nicht wagen. In seiner Darstellung der Geschichte ist er derjenige, der an jenem Arbeitende fordert, der auf die Schattenseiten des Systems nicht hinschaut, weil sie ihn zu sehr widerspiegeln, was ihn angesichts der eigenen Verantwortung schockiert und verletzt würde.

Comments

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *